Erneut wird in Leipzig eine neonazistische Veranstaltung mit einem verurteilten Rechtsterroristen stattfinden: Am Sonnabend, 26. November, referiert Karl-Heinz Hoffmann – Gründer der berüchtigten “Wehrsportgruppe Hoffmann” – ab 16 Uhr an einem nicht näher benannten Ort. Insider vermuten, dass es sich dabei um die Odermannstraße 8 handelt, also das NPD-Büro im Stadtteil Lindenau. Mitveranstalter sind die dort ansässigen Leipziger “Jungen Nationaldemokraten” (JN), die Jugendorganisation der NPD.
Hoffmann hielt bereits im September 2010 auf Einladung des “Freien Netzes” und unter Leitung Manuel Tripps (“Freies Netz Borna/Geithain”) einen Vortrag im bekannten Neonazi-Treff “Gasthof Zollwitz” in Hausdorf bei Colditz (Landkreis Leipzig). Wie GAMMA berichtete, gab es im Anschluss Hausdurchsuchungen bei “Freies Netz”-Aktivisten in Jena, die zur Veranstaltung gereist waren, außerdem am Veranstaltungsort selbst und auf Hoffmanns Grundstück in Kohren-Sahlis. Die Polizei suchte dabei gezielt nach Sprengstoff.
Bereits Anfang des Jahres war indes bekannt geworden, dass der Freistaat Sachsen das Rittergut in Kohren-Sahlis, das sich in Hoffmanns Privatbesitz befindet, über Jahre hinweg mit mehr als 130.000 Euro gefördert hatte.
Hoffmann, der mit dem “Oktoberfest-Attentat” in Verbindung gebracht wird, dient in der rechten Szene als Vorbild und Mythos. Ein ähnliches Kaliber, der Bombenbauer Josef Kneifel, referierte am 13. August 2011 im Leipziger NPD-Büro. Ein weiterer Bombenleger und ehemaliger Rechtsterrorist, der NPD-Aktivist Peter Naumann, führte zudem bei Kadern des “Freien Netzes” Schulungsveranstaltungen durch. (Mehr dazu)
Mehrere Ereignisse der vergangen Monate zeigen, dass das Interesse der hiesigen rechten Szene an Gewalt und Waffen nicht nur ein gedankliches ist: Ende Mai war der JN-Sympathisant Ronny Schleider an der Ermordung eines Obdachlosen in Oschatz beteiligt. Am 6. Juli folgte eine Hausdurchsuchung beim Anführer der nordsächsischen JN, Paul Rzehaczek. Gemeinsam mit weiteren Neonazis aus der Region war er am 14. Mai dieses Jahres an einem gewaltsamen Aufmarschversuch in Berlin-Kreuzberg beteiligt, wo es zu Übergriffen auf Protestierende und MigrantInnen kam. Bei einer ganzen Serie von Razzien gegen Mitglieder der “Terror Crew Muldental” waren Ende Juli auch Waffen gefunden worden.
Anfang Oktober hatte schließlich GAMMA bekannt gemacht, dass sich führende NPD-Aktivisten aus Leipzig und Umgebung, darunter der NPD-Landtagsabgeordnete Winfried Petzold, über den Reservistenverband der Bundeswehr Waffenbesitzkarten beschafft haben und so auch an scharfe Schusswaffen gelangt sind. Zuletzt belegte die Veröffentlichung von Auszügen des internen Forums des “Freien Netzes” die anhaltende Gewaltbereitschaft der Szene.