Mit drei Wochen Vorwarnzeit: Razzien bei “Terror Crew Muldental”

Nachtrag vom 28.07.: Wie das LKA anderthalb Tage später vermeldet, seien insgesamt “31 Objekte im Bereich der Polizeidirektionen Oberes Elbtal-Osterzgebirge und Westsachsen durchsucht” worden, im Fokus der Ermittlungen stünden 22 Beschuldigte. Neben Sturmhauben seien bei ihnen “Präzisionsschleudern und Messer” sichergestellt worden. Laut einer Meldung von LVZ-Online habe der Verfassungsschutz nun auch den Vorwurf zurückgewiesen, die Ermittlungen gegen die TCM verraten zu haben.


Die Polizei hat heute morgen 28 Wohnungen mutmaßlicher Mitglieder der neonazistischen “Terror Crew Muldental” (TCM) durchsucht, gegen die wegen “Bildung einer kriminellen Vereinigung” ermittelt wird (GAMMA berichtete). Offenbar wurde umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt. Eine Stellungnahme der Ermittlungsbehörden liegt noch nicht vor.

 
Der TCM sollen bis zu 30 Personen angehören, von denen einige derzeit Haftstrafen u.a. wegen Körperverletzungsdelikten absitzen. TCM-Mitglieder waren wiederholt an gewalttätigen Angriffen beteiligt, so auch am bewaffneten Überfall auf Fans und Spieler des Roten Stern Leipzig am 24. Oktober 2009 in Brandis.

Nachdem eine TCM-Mannschaft Mitte Juni 2011 an einem “nationalen Fußballturnier” teilgenommen hat, zu dem das “Freie Netz” mit Unterstützung des NPD-Landesverbandes aufgerufen hatte, berichtete das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) auf seiner Website am 7. Juli über die TCM. Der Bericht enthielt den beiläufigen Hinweis, dass gegen TCM-Mitglieder wegen “Bildung einer kriminellen Vereinigung” nach Paragraph 129 StGB ermittelt wird.

Der entscheidende Satz wurde kommentarlos gelöscht, nachdem die Presse vor knapp zwei Wochen darüber berichtete und mit Hinweis auf die LfV-Mitteilung über ein mögliches TCM-Verbot spekulierte. Offenbar aus Angst vor drohenden Hausdurchsuchungen verbreiteten Neonazis u.a. über “Twitter” die Aufforderung, Wohnungen “aufzuräumen”. Durch den “versehentlichen” Tipp des LfV hatte die TCM für die nun durchgezogenen Razzien eine Vorwarnzeit von drei Wochen. Offen ist, ob das zuständige sächsische Innenministerium tatsächlich und immer noch ein Verbot anstrebt: Womöglich sind entscheidende Beweismittel in der Zwischenzeit aus den betroffenen Wohnungen entfernt worden.

Weitere Hausdurchsuchungen gab es heute morgen auch in Baden-Württemberg. Dort wurden landesweit 21 Wohnungen und Grundstücke von 18 Neonazis durchkämmt, die der Kameradschaft “Standarte Württemberg” (Slogan: “deutsch – militant – national”) angehören sollen. Unter den Fundstücken befinden sich laut Polizeimitteilung u.a. eine Pistole mit 100 Schuss Munition, zu scharfen Waffen umgebaute Luftgewehre sowie Marihuana. Seit März laufen Ermittlungen gegen “Standarte Württemberg” wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung.

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