NPD in Riesa: Todesstrafe fordern, Rechtsrock spielen und Pleite machen


Bericht: Etwa 300 Menschen beteiligten sich am vergangenen Dienstag (25. September) an einer Kundgebung der NPD in Riesa. Am Tag zuvor hatte die Bild-Zeitung den abgekürzten Namen eines angeblichen “Kinderschänders” genannt. Die NPD reagierte mit der Anmeldung einer Versammlung vor dem Wohnhaus des unmündigen Tatverdächtigen, gegen den kein Haftbefehl erlassen wurde. Schon morgen folgt in der Kleinstadt ein Rechtsrock-Konzert.

Die Kundgebung begann am frühen Abend und dauerte keine Dreiviertelstunde. In dieser Zeit forderte beispielsweise der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel in einem Redebeitrag die “Todesstrafe für Kinderschänder”. Weiterhin sprachen vor Ort der Parteiideologe Jürgen Gansel sowie der Landesvize Jens Baur (Dresden). Flankiert wurden sie – wie schon bei ihrer vergangenen Kundgebungstour – vom Partei-“Ordnungsdienst”, in persona: Andreas Knape und Klaus Wartenfelser.

Hinzu gesellten sich weitere NPD-Politiker wie Mirko Beier, der auch im Meißener Kreistag sitzt, sowie Ines Schreiber vom “Ring Nationaler Frauen”. Mit Ordnerbinde schmückte sich Paul Rzehaczek, Vorsitzender der “Jungen Nationaldemokraten” in Nordsachsen. Von dort und aus dem Muldental sind weitere Neonazis angereist, darunter Mathias König (Wurzen) sowie Oliver Hochmuth (Colditz). Das Gros der Veranstaltungsteilnehmer stellten allerdings Neonazis aus Riesa und der unmittelbaren Umgebung.


Ganz links Holger Apfel, rechts daneben Jürgen Gansel. An der Anlage steht Jens Gatter, der für die NPD im Gemeinderat Liebschützberg (Nordsachsen) sitzt.

An ihre Seite stellten sich auch etliche “normale Bürger” oder das, was man in Riesa darunter versteht. Der rechte Mob im Plattenbaugebiet an der Freitaler Straße wurde begleitet von einem schwachen Polizeiaufgebot, es galten nur geringfügige Auflagen. Lediglich eine Handvoll Polizisten stand zwischen dem Hauseingang des Tatverdächtigen und der 50 Meter entfernten Kundgebung, die für 80 Leute angemeldet worden war.

Die sächsische Stadt Riesa, Sitz des finanziell gebeutelten “Deutsche Stimme”-Verlags” (GAMMA berichtete zuerst), ist als Neonazi-Hochburg bekannt. Die Landtagsabgeordneten Apfel und Gansel wohnen vor Ort, Gansel vertritt die Partei im dortigen Stadtrat. Proteste gegen die NPD-Kundgebung gab es nicht, die “Sächsische Zeitung” widmete der Kundgebung zumindest eine kritische Nachbetrachtung.


Mit beiger Jacke Axel Stedeford, Sänger der Riesaer Neonaziband “Selbststeller”, die dem “Blood & Honour”-Netzwerk nahe steht. Vor ihm im schwarzen T-Shirt steht Stephan Klose, ebenfalls aus Riesa.

Schon morgen inszeniert die Partei den nächsten “Event” in Riesa: Angekündigt wird ein Live-Konzert mit den Bands “Die Lunikoff Verschwörung”, “Exzess”, “Sachsonia” sowie “Words of Anger” auf dem Gelände des DS-Verlags. Wie die Sächsische Zeitung gestern berichtete, erwarten die Behörden 600 Besucher. Unterdessen seien jegliche Gegenveranstaltungen “aus Sicherheitsgründen” untersagt worden.

Laut “Endstation Rechts” handelt es sich um eine Abschiedsfete für den scheidenden DS-Verlags-Geschäftsführer Eckart Bräuniger. Dem Personalwechsel ging eine kaufmännische Neuausrichtung voran, der Vertrieb von Neonazi-Devotionalien wird nach einer Meldung des “Blick nach rechts” nun ausgegliedert.

Der Verlag schreibt bereits seit 2010 tiefrote Zahlen. Bräuniger sollte sanieren – nimmt aber nun, nach nicht mal einem Jahr, seinen Hut. Gerüchte, wonach dem Verlag das komplette Aus droht, haben sich noch nicht bestätigt.

Fotos: Indymedia linksunten

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