Die NPD spricht von “seriöser Radikalität” – in Leipzig werden die Parteimitglieder in einer Woche dennoch den Geburtstag Adolf Hitlers feiern. Der Kreisverband lädt dann, am 20. April, zu einem “gemütlichen Beisammensein” ins “Nationale Zentum” in der Odermannstraße 8 (Stadtteil Lindenau) ein, Beginn ist 18.30 Uhr. Nach GAMMA-Informationen wird dabei die Antisemitin und Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck einen Votrag über das “Wirtschaftswunder der 30er Jahre” halten.
Bekannte Holocaustleugnerin
Die 1928 geborene Haverbeck ist in Leipzig keine Unbekannte, bereits im März 2010 hielt sie auf Einladung der NPD einen Vortrag in der Odermannstraße, damals zum Thema “Volksgemeinschaft contra Individualismus”. Auf der Website des NPD-Kreisverbandes Leipzig wurde die Referentin nachher gerühmt, sie sei “eine der prononciertesten Vertreterinnen des historischen Revisionismus, eine unerschrockene Kämpferin für die Wahrheit”. Tatsächlich hat Haverbeck Berichte über die Shoah als “Erfindungen und Lügen” bezeichnet.
Im Jahr darauf berichtete Haverbeck am selben Ort über die “Wirtschaftspolitik im 3. Reich”. Sie war außerdem federführend an der Einrichtung der neonazistischen “Gedächtnisstätte” in Borna bei Leipzig beteiligt, die 2009 wieder geschlossen wurde (siehe auch GAMMA #186). Hinter dem Projekt stand das “Collegium Humanum” mit Sitz im niedersächsischen Vlotho. Der Verein, den Haverbeck zuletzt anführte, ist im Mai 2008 verboten worden. Gegen das Verbot klagte sie dann erfolglos vor dem Leipziger Verwaltungsgericht.
Erst kürzlich hatte der NPD-eigene “Ring Nationaler Frauen” (RNF) Haverbeck zur “Frau des Jahres 2011” gekürt. Zu Haverbecks “Leistungen” gehört u.a. eine rechtskräftige Verurteilung wegen Volksverhetzung. Gut bekannt ist sie beispielsweise mit Holocaustleugnern wie Ernst Zündel sowie Horst Mahler, für dessen Freilassung sie sich einsetzt. Mahlers Lebensgefährtin Sylvia Stolz war im Juli 2011 ebenfalls Gast in der Leipziger Odermannstraße. Stolz war erst kurz zuvor selbst aus der Haft entlassen worden, wegen Holocaustleugnung unterliegt die Anwältin weiterhin einem Betätigungsverbot.
Explizite Gäste
Zuletzt hatte die NPD ihre Leipziger Gefolgschaft am 31. März in der Odermannstraße versammelt, zu Gast war da “ein Mann der SS-Kampfgruppe Böhmen und Mähren”, der über seine “Kriegsverbreerlebnisse” berichtete. Ihm gleich tat es bereits am 4. Februar ein ehemaliger Unterscharführer der 17. SS-Division “Götz von Berlichingen”. Vor Ort wurde rechte Literatur des in Gröditz ansässigen “Libergraphix”-Verlag verkauft, für den der in Leipzig wohnhafte Adrian Preißinger als Lektor arbeitet.
Abgrenzungsprobleme zu dieser Klientel hat die Partei so wenig wie zum historischen Vorbild: Der örtliche Ableger ihrer Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten” (JN) richtete bereits 2010 und 2011 jeweils am 20. April “Feierlichkeiten” aus. Und vor zwei Wochen tagte wiederum im “Nationalen Zentrum” der sächsische NPD-Landesvorstand im Beisein Holger Apfels.
Unterdessen ist der wegen 17-fachen Betruges verurteilte NPD-Fraktionsmitarbeiter Nils Larisch – er ist desöfteren als Apfels Leibwächter in Erscheinung getreten – beauftragt worden, den Veranstaltungsbetrieb in der Odermannstraße am Laufen zu halten. Für die NPD organisiert der 34-jährige aus dem Stadtteil Mockau seit Jahren u.a. “Zeitzeugenveranstaltungen”, zu denen mitunter konspirativ und unter Tarnbezeichnungen (“Geschichtlichter Gesprächskreis”) eingeladen worden ist. Weit bekannter noch ist Larisch für sein Engagement als Hooligan im Umfeld des Fußballvereins Lokomotive Leipzig.