Das „Front Records“-Imperium in Sachsen – Bestandsaufnahme eines Neonazi-Netzwerks

Der folgende Text ist der GAMMA-Ausgabe 193 entnommen, erschienen Anfang Juli 2012. Den kompletten Artikel inklusive zahlreichen Fotos gibt es hier zum Nachlesen.

Im Landkreis Leipzig agiert mit „Front Records“ seit mehr als einem Jahrzehnt einer der umtriebigsten und bundesweit bedeutendsten Neonazi- und Rechtsrock-Versände. Er steht stellvertretend für den alles in allem durchaus „erfolgreichen“ Versuch der Neonazi-Szene, aus rechter Hetze Gewinn zu schlagen. Aber auch dafür, dieser Szene umgekehrt eine Finanzquelle zu verschaffen, die nicht versiegen will: Mit Tonträgern, Klamotten und weiteren Devotionalien erwirtschaftet die Clique um Thomas Persdorf einen immensen, sicherlich sechsstelligen Jahresumsatz.

Und das ist noch pessimistisch geschätzt. Tatsächlich wurde rings um „Front Records“ ein kaum überschaubares Firmengeflecht aufgebaut, das weiter expandiert. Entscheidend ist, was und wer hier expandiert. Persdorf scheut zwar die Öffentlichkeit, ist aber mitnichten ein kleines Licht. Nach dem Verbot des „Blood & Honour“-Netzwerks im Jahr 2000 war er einer der Hauptbeschuldigten in Ermittlungen, die sich gegen illegale Nachfolgestrukturen richteten. Er übernahm den Vertrieb von CDs der Band „Landser“, die heute als kriminelle Vereinigung gilt. Er nutzte das Vakuum nach dem Verbot, um Konzerte in seinen Räumen auszurichten. Und er bunkerte unter anderem T-Shirts und Fahnen mit Aufdrucken wie „Combat 18“ – einer britischen Terrororganisation und zugleich dem „bewaffneten Arm“ von „Blood & Honour“. Die Aktivitäten rund um „Front Records“ sind aktenkundig. Hinderlich war das aber bisher kaum.

Klare Ansage des Leipziger “Aryan Brotherhood”-Chapters: Bewaffnet auf dem Schießstand mit Thomas Persdorf (r.) und Jörg Wetzorke, Nazikader aus Dürrweitzschen/Colditz (3.v.r.).

Dauernde Umzüge

Spätestens im Jahr 2001 wurde „Front Records“ als Naziversand und Kleidungs- und Musiklabel in Schildau gegründet, mutmaßlich von Thomas Persdorf. Von mindestens 2003 bis Anfang 2011 war Persdorf Inhaber von „Front Records“. Im Jahr 2002 eröffnete er ein Sonnenstudio in Machern und verlegte „Front Records“ im März 2003 dorthin. Im März 2004 kaufte Persdorf das Haus Walther-Rathenau-Straße 18 in Wurzen („Alte Fleischerei“) und verlegte „Front Records“ wiederum dorthin. Noch im selben Jahr entstand dort zudem ein Tonstudio. Aus den ehemaligen Kühlräumen wurden Proberäume, u.a. für die örtliche Naziband „White Destiny“. Mehrere Nazikonzerte fanden dort statt, Persdorf werden weitreichende Kontakte in die deutsche und internationale Rechtsrockszene nachgesagt, beispielsweise zu den damals sehr aktiven „Boot Boys Riesa“. So war deren Mitglied Michael Koglin Administrator im 2005 gehackten „Front Records“-Forum.

Im Februar 2006 schloss Persdorf sein Sonnenstudio in Machern. Sein bis dato dort ansässiger Textildruckservice „Protexdruck“ zog mitsamt Druckerei in die zwischenzeitlich umgebaute Wurzner Walther-Rathenau-Straße 18. Kurz darauf, im September 2006, eröffnete Persdorfs Geschäftspartner Dirk Schwitzke in der Schillerstraße 38, Wurzen, das Sonnenstudio „Summertime“ und die Videothek „media-rent24“. Deren Webseiten waren auf Persdorf und „Front Records“ angemeldet.

Im Umfeld von Persdorf entstand 2007 die „Aryan Brotherhood Germany“, die von September 2007 bis Januar 2008 ein „Clubhaus“ in der Leipziger Volbedingstraße betrieb. Wie chronik.LE berichtete, wurden dort nicht nur Sicherheitsdienste angeboten, sondern „auch T-Shirts und andere Bekleidung aus Persdorfs Textildruck-Produktion verkauft. Aufgrund der nicht vorliegenden gewerberechtlichen Genehmigung wurden die Räumlichkeiten Anfang 2008 gekündigt.“ Persdorf war damals auch Besitzer der zugehörigen Domain aryan-brotherhood.de.

Spätestens im Januar 2008 kaufte Persdorf die Immobilie Doktorweg 2, Falkenhain. Seit Sommer 2008 sitzt dort der „Holzhof Falkenhain“ bzw. „Holzhof u. Autovermietung T. Persdorf“, und tatsächlich gibt es derzeit zwei Transporter, die anscheinend verliehen werden. Die Gebäude im Doktorweg dienen mittlerweile als Lager für „Front Records“ und beherbergen auch die Druckmaschinen.

Im Januar 2009 erwarb Dirk Schwitzke einen ehemaligen Baumarkt und vormaligen Möbelladen in der Bahnhofstraße 21, Wurzen. Hierhin verlagerte er seine Videothek und sein Sonnenstudio und eröffnete mutmaßlich eine Trainingshalle. Augenzeugen berichteten von Box- und Fitness-Geräten, doch regelmäßige Treffen waren nicht erkennbar. Beim Gewerbeamt wurde ein Ausbau zum „Café“ beantragt. Gegenwärtig dient das Objekt auch als Geschäftsadresse der „Dirk Schwitzke & Thomas Persdorf PS Wurzen GbR“. Über das ebay-Konto „ps-gbr-wurzen“ handeln beide mit Autozubehör. In der Schillerstraße ist nichts mehr los.

Anfang 2009 gründete Thomas Persdorf die Einpersonengesellschaft „TexHa UG“, die bis zu ihrer Liquidierung Ende 2010 auf der „Front Records“-Webseite als Inhaberin geführt wurde. Ihre Handelsregisternummer steht außerdem noch heute in den Impressen der Webseiten service666.de, problemfans.de und problemfans.com. Inhaber ist jeweils Thomas Persdorf, Domainbesitzer ist Daniel Schwertner, der bereits Anfang 2008 als „Problemfans“-Vertreter auf dem Briefkasten des Doktorweg 2, Falkenhain stand.

Ebenfalls 2009 eröffnete der Schildauer Hooligan Sven Parthaune den Online-Versand „Staffbull Department“ – zunächst ansässig in der Walther-Rathenau-Str. 18, Wurzen, später im Doktorweg 2, Falkenhain. „Staffbull-Dept.“ ist als Wortmarke auf Parthaunes Partnerin Ramona Piltz eingetragen. Parthaune registrierte unterdessen die Wortmarke „Rockt Inc“ und stand zeitweise auch im Impressum des vom Schildauer Fred Schubert betriebenen und mittlerweile offline gegangenen Onlineversands rocktwiesau.de. Schubert war ein Jahr zuvor mit der Anmeldung der Marke „Rockt ink“ gescheitert. Erfolgreich registrierte er hingegen die Wortmarke „La Onda“ für Kleidung, Ton- und Bildträger. Von 2003 bis 2005 und möglicherweise auch danach arbeitete Schubert für „Front Records“.

Spätestens Anfang 2010 begannen Neonazis, die Immobilie Kantstraße 7, Wurzen zu nutzen. Im Haus steht eine lange Theke, an der gelegentlich Leute sitzen.

Zwei Jahre nach der Schließung des „Aryan Brotherhood“-Clubhauses schlugen Thomas Persdorf, Benjamin Brinsa, Paul Fongrad (Wurzen) und Jörg Wetzorke (Colditz) einen offizielleren Weg ein und gründeten die im Juli 2010 ins Handelsregister eingetragene Firma „A&B Service UG“. Zweck: „Handel und Verleih von Zweikrafträdern, Baudienstleistungen, Handel mit Textilien und Merchandise, Eventorganisation, Personalservice und Sportmanagement“. Persdorf und Brinsa wurden deren Geschäftsführer. Die im Doktorweg 2, Falkenhain ansässige Firma wurde im Impressum der Anfang 2012 vom Netz genommenen Webseite aryan-brotherhood.de genannt. Neuer Domaininhaber war seit 2009 Daniel Schwertner.

2010 wagte auch der Wurzner Michael Woitag (siehe Dossier in GAMMA 186) den Sprung in die Selbstständigkeit, zunächst mit der Webseite anti-system.de, auf der er bedruckte Kleidung und Sturmhauben anbot. Mittlerweile steht Woitag im Impressum von shirtmafia.eu, shirt-mafia.com und einem gleichnamigen ebay-Shop, wo er zusammen mit einem gewissen Sven Grunert bedruckte und unbedruckte Kleidungsstücke anbietet. Geschäftsadresse ist ein heruntergekommener Flachbau in der Werkstraße 11, 04564 Böhlen. Domaininhaber ist Michael Woitag, Walther-Rathenau-Str. 18, Wurzen. Ein Jahr später meldete Woitag die Marke „Eastrebel“ an. Die zugehörige Domain registrierte Sebastian Platz (Wurzen) im Februar 2012. Woitags geschäftliche Handynummer fand sich bereits 2005 in einem Inserat von Paul Fongrad („Suche Aufträge für Spachtelarbeiten“).

Im April 2011 gründeten Thorsten Krzemin (Eilenburg) und Anita Dögnitz (Bennewitz) mit jeweils 1500 Euro Stammkapital die Firma „Falkenhainer Textil UG“ als neue Inhaberin von „Front Records“. Zeitgleich änderte sich die „Front Records“-Postadresse von der Wurzner Walther-Rathenau-Straße zum Falkenhainer Doktorweg. Krzemin, seit 2010 Geschäftsführer von „Front Records“, kommt ursprünglich aus einer vermögenden Familie aus Amberg (Bayern) und leitete früher die bayrische „Blood & Honour“-Sektion. Später zog er nach Thümmlitzwalde. Seit seiner Hochzeit im Jahr 2011 heißt er Thorsten Richter. Auch Persdorf war lange Jahre im „Blood & Honour“-Umfeld aktiv, bestreitet jedoch, Mitglied der Organisation gewesen zu sein. Da keine Mitgliederlisten sichergestellt wurden und in Sachsen keine Verbotsbescheide zugestellt wurden, lässt sich dies weder beweisen noch widerlegen. Allerdings war Persdorf laut „Antifaschistischem Infoblatt 56“ einer der Hauptbeschuldigten im „Blood & Honour“-Nachfolgeverfahren ab 2001.

Im Frühjahr 2012 eröffnete in der Kantstraße 7, Wurzen der Laden „Eastside Chopper“, der u.a. Kleidung von „Staffbull Dept.“ anbietet. An den Briefkästen standen zu diesem Zeitpunkt u.a. die Namen von Benjamin Brinsa, Thorsten Richter, Anita Dögnitz und Sebastian Platz. Zeitgleich begann Parthaune, seine Hundezucht auf saxonia-staffs.de zu dokumentieren. Neben Bartzsch, Naundorf und Woitag steht er am Briefkasten der Walther-Rathenau-Straße 18.

Ein Geschäftsmann als Neonazi-Sponsor

Nicht nur die Produktpalette belegt die neonazistische Ausrichtung von „Front Records“. Laut Chronik des „NDK Wurzen“ habe Persdorf in den 2000er Jahren mehrere Projekte der Naziszene unterstützt, darunter einen „Solidaritäts-Sampler“ im Jahr 2004. Eine Anzeige für eine „Nationale Textildruckerei“ sei 2006 erstmals in der Aprilausgabe des NPD-Parteiorgans „Deutsche Stimme“ geschaltet worden, eine weitere für „Front Records“ in einem „Nationalen Infoblatt“. Auf dem „Pressefest“ der „Deutschen Stimme“ im August 2006 habe Thomas Persdorf einen großen Verkaufsstand betrieben und sich zudem den Getränke- und Speisenverkauf gesichert. Im Jahr 2005 berichtete das „Antifaschistische Infoblatt“, dass Persdorf „mit seiner Firma Protexdruck die Kämpfer der Kampfsportclubs ‚KG KSC Germania Leipzig‘ und die ‚Fighting Fellas 28 Wurzen‘“ sponsore.

Kontakte pflegt Persdorf auch zu einem ähnlichen Firmengeflecht im brandenburgischen Eberswalde. Neonazis um Christian Banaskiewicz, Falko Hesselbarth und Gordon Reinholz betreiben dort eine Textildruckerei und mehrere Onlineversände. In einem „Gemeinsamen Lagebild“ 2008 bezeichneten der sächsische und der brandenburgische Verfassungsschutz den „TexHa Eberswalde“ als Zweigstelle von Persdorfs Textilhandel.

Im selben Text wird der Jahresumsatz von „Front Records“ als „einem der bedeutendsten [rechtsextremen] Vertriebe bundesweit“ auf mehrere hunderttausend Euro geschätzt. Allein das ebay-Konto „persdorf32“ sammelte in den letzten 12 Monaten über 1.600 Bewertungen. Bei einem Gerichtsprozess im Jahr 2006 sagte Persdorf aus, er habe zehn bis 15 Mitarbeiter und drucke 500 bis 1000 T-Shirts pro Woche.

Im April 2012 allerdings entging Thomas Persdorf ein Geschäft: Für eine „Tattoo-Convention“ im österreichischen Wels hatte er unter dem Namen „Tom Persdorf“ und der Marke „Tattooed Rebell“ einen Verkaufsstand angemeldet. Nach einem Hinweis sagten ihm die Veranstalter wenige Tage vor Messebeginn ab. Persdorf ist Inhaber der Marken „Tattooed Rebel“ und „Rowdie“. Mittlerweile versucht sich Persdorf nicht nur selbst am Design mancher Druckmotive. Im Internet tritt er außerdem als „Montageservice Schildau“ und als Vermieter eines Bungalows in Brandenburg in Erscheinung.

Boxen – mehr als Sport

Seit Mai 2005 wurde über gute geschäftliche und private Kontakte zwischen Thomas Persdorf und Matthias Eichler berichtet. Mittlerweile bildet der damalige Hauptakteur der „Fighting Fellas Wurzen“ in Leipzig Boxer aus und distanzierte sich kürzlich halbherzig von rechtem Gedankengut. Sein neonazilastiger Provinz-Boxclub ist seit 2008 Geschichte.

Kurz darauf, im April 2009, gründeten 12 Menschen den Boxclub BC „Vorwärts“ Leipzig e.V., dessen Vorsitzender seit ca. Anfang 2012 Thomas Persdorf ist. Vereinszweck laut Satzung ist die „Förderung und Pflege des Amateursports, insbesondere: Förderung des Kinder- und Jugendsports“. Das „Streben nach Toleranz, Kameradschaft, das Gemeinschaftsgefühl sowie eine gesundheitsbewusste Lebensweise“ solle „gefördert und gefestigt“ werden. Der Verein werde Mitglied im Amateur-Box-Verband Sachsen und sei „politisch und religiös streng neutral“.

Gründungsmitglieder waren unter anderem Benjamin Brinsa, Anita Dögnitz als Schatzmeisterin und der 2,10 m große Thomas Kuhbach (Markranstädt, siehe GAMMA 188) sowie die am 24. Oktober 2009 beim Überfall auf Fans und Spieler des Roten Stern Leipzig in Brandis anwesenden Benny Richter, Paul Fongrad und Patrick Otto. Die übrigen Gründungsmitglieder heißen Michael Hahmann, Andrea Ludwig, Patrick Peske, Norman Reihansel (mit der selben Eilenburger Adresse wie Thorsten Krzemin/Richter), Thomas Sureck und Michaela Walter.

Erfolgreich trotz Justiz

Seit 2001 war Front Records mehrfach von polizeilichen Durchsuchungen betroffen. Im Juli 2003 blieb eine Razzia im Sonnenstudio in Machern erfolglos, weil das LKA sie nicht mit den ermittelnden Behörden abstimmte. Bei weiteren Razzien im Dezember 2003 und Januar 2004 wurden neonazistische CDs, mehrere Computer und rassistische T-Shirts beschlagnahmt, darunter 150 Shirts mit dem Logo von „Combat 18“, dem bewaffneten Arm des im Jahr 2000 in Deutschland verbotenen Nazinetzwerks „Blood & Honour“. Der Razzia folgte eine juristische Auseinandersetzung mit der LVZ, in der Persdorf sich von der einschlägig bekannten Anwaltskanzlei Klaus Kunze aus Uslar vertreten ließ.

Eine Durchsuchung der „Front Records“-Räumlichkeiten in der Wurzner Walther-Rathenau-Straße 18, in der es damals sowohl private als auch gewerblich genutzte Räume gab, in Machern und in Schildau folgte im Juni 2005. Durchsucht wurde auch die Wohnung vom „Front Records“-Mitarbeiter Krzemin, wo man zahlreiche Motive und Layouts für CD-Cover und T-Shirts sowie Daten der „Front Records“-Webseite fand. Das schließlich eingeleitete Verfahren wegen Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und der Verbreitung von jugendgefährdenden Medien gegen Persdorf, Krzemin und Marcel Müller (Borsdorf), der seine Garage als Lagerraum zur Verfügung stellte, wurde gegen Geldauflagen von insgesamt 7500 Euro eingestellt (siehe GAMMA 177). Persdorfs Strafverteidiger war der Leipziger Rechtsanwalt Bonell. Klaus Kunze verteidigte Krzemin. In diesem Verfahren wurde auch bekannt, dass Persdorf viele von „Front Records“ vertriebene CDs vorab bei der Soko Rex in Leipzig vorbeigebracht hat.

Am 7. August 2005 griff Daniel Schwertner vermummt einen Infostand des NDK Wurzen und des Mobilen Beratungsteams auf dem Wurzner Markt an. Ein couragierter Mensch konnte ihn überwältigen, wurde dabei jedoch von einem Dutzend Nazis bedroht – darunter auch Thomas Persdorf. Daraufhin erstattete ausgerechnet Persdorf Anzeige gegen das NDK Wurzen, wobei er sich von der Hamburger Nazi-Anwältin Gisa Pahl verteidigen ließ. Schwertners Vorstrafenregister beinhaltet u.a. illegalen Schusswaffenbesitz und die Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen. Bei der Verhandlung gab er als Wohnsitz die Walther-Rathenau-Str. 18 in Wurzen an.

Bei einer Durchsuchung von „Front Records“ im Februar 2006 wurden 179 T-Shirts mit dem Aufdruck „Hooli Caust, Sport frei, Fußball 2006“ gefunden. Im Februar 2008 wurde Persdorf mit Unterstützung seines Anwalts Curt-Matthias Engel (Leipzig) vom Vorwurf der Volksverhetzung und der Verunglimpfung der Opfer des Holocaust freigesprochen.

Im Januar 2010 mussten Persdorf und Schwertner sich in einem Berufungsverfahren wegen des Vorwurfs der gewerbsmäßigen strafbaren Kennzeichenverletzung vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Ihr Anwalt war diesmal der Leipziger Arndt Hohnstädter (siehe auch GAMMA 189). Letztes Lebenszeichen von Schwertner ist sein Name auf einer „Gefangenenliste“ im März 2012, derzufolge er in Bruchsal einsitzt.

Die – vorerst – letzte Razzia erlebten „Front Records“ (Wurzen) und Persdorf (Schildau) im Januar 2011, ebenso wie weitere Naziversände, darunter der „Nordsachsen-Versand“ des NPD-Stadtrats Kai Rzehaczek in Eilenburg. Grund dafür und Gegenstand laufender Ermittlungen ist der Vertrieb der CD „Adolf Hitler lebt“ von „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ einschließlich des Liedes „Döner-Killer“. Das Chemnitzer Rechtsrock-Label „PC Records“ hatte das betreffende Album produziert. Inhaber Yves Rahmel ist erst Ende Juni 2012 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt worden.


Lektürehinweis

Eine nicht mehr ganz aktuelle, aber immer noch unverzichtbare Einführung zur international organisierten Neonazi-Vertriebsszene bietet das Buch „White Noise“, letztmals aufgelegt 2004 im Unrast-Verlag; es basiert u.a. auf Recherchen des Antifa-Infoblatts sowie des britischen Searchlight-Magazins. Eine systematischen, sehr umfangreichen Überblick liefert der 2002 im selben Verlag erschienene Band „RechtsRock – Bestandsaufnahme und Gegenstrategien“ von Christian Dornbusch und Jan Raabe. Über militante Tendenzen im Umfeld des „Blood & Honour“-Netzwerks, insbesondere „Combat 18“ in den 90er Jahren, berichtet der britische Fachjounalist Nick Lowles in seinem minutiösen Recherchebuch „White Riot“, das 2010 im KAR-Verlag in deutschsprachiger Übersetzung erschienen ist.

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