Nach Urteil: Geithainer Nazischläger legen Rechtsmittel ein

Wegen gefährlicher Körperverletzung mussten sich die Neonazis Albert Reimann, Andy Krumbiegel und Rico Graulich am 22. und 29. September 2011 vor dem Amtsgericht Leipzig verantworten. Aus politischen Motiven hatten sie am 2. April 2011 vor einer Pizzeria in der Chemnitzer Straße in Geithain vier Menschen angegriffen und teils verletzt.

Der in Lunzenau wohnhafte Reimann war nur einen Tag zuvor wegen eines lebensbedrohlichen Angriffs auf einen Geithainer Schüler vom Landgericht Chemnitz zweitinstanzlich zu einem Jahr und sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden (GAMMA berichtete). Am 19. April 2011 wurde Reimann erneut in Untersuchungshaft genommen, zeitgleich fanden bei allen Angeklagten Hausdurchsuchungen statt.

Foto 1: Am ersten Verhandlungstag vor dem Amtsgericht Leipzig (v.l.): Rico Graulich, Manuel Tripp, Andy Krumbiegel und Sebastian Oehme (alle “Freies Netz Geithain”).

Angesichts der eindeutigen Beweislage legten die Angeklagten am ersten Verhandlungstag Geständnisse ab, jedoch ohne ihre Teilnahme an einer “Schulungsveranstaltung” des “Freien Netz Borna-Geithain” am Tatabend zu erwähnen. Graulich (21) und Krumbiegel (23) ließen sich vom Geithainer NPD-Stadtrat und Jurastudenten Manuel Tripp zum Prozess chauffieren, während Reimann aus der Haft vorgeführt wurde. Der 20-jährige Reimann, der neben Alkohol- und Aggressionsproblemen auch ein stattliches Vorstrafenregister aufweisen kann, gilt als ehemaliges “Sturm 34”-Mitglied. Er ließ sich wieder von Rechtsanwalt Alexander Held aus Schmalkalden verteidigen.

Für die offenkundig geplante Tat wurde Krumbiegel schließlich zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, Graulich zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und drei Monaten. Reimann sollte unter Einbeziehung der laufenden Strafe eine Gesamtfreiheitsstrafe von 4 Jahren und 8 Monaten nach Jugendstrafrecht erhalten. Die Angeklagten verpflichteten sich außerdem zur Zahlung von Schmerzensgeld. Rechtskräftig sind die Urteile noch nicht, denn alle Verteidiger haben Rechtsmittel eingelegt. Nun wird das Landgericht Leipzig oder das Oberlandesgericht Dresden den Fall neu verhandeln.

Nach der Urteilsverkündung am 29. September fuhr man in den Leipziger Stadtteil Grünau, um Istvan Repaczki und Markus Weidhase bei einem JN-Stand hinter dem PEP-Center zu unterstützen (mehr bei chronik.LE). Erst gegen 15 Uhr machte Manuel Tripp sich mit Graulich, Krumbiegel und dem Geithainer Tobias Strobelt auf den Heimweg. Sebastian Oehme stieg zu Conny Fröhlich (Wolfen) ins Auto.

Foto 2: Tobias Strobelt, Manuel Tripp, Rico Graulich, Andy Krumbiegel, Conny Fröhlich, Sebastian Oehme.

Foto 3: Manuel Tripp, Tobias Strobelt, Andy Krumbiegel.

Foto 4: Rico Graulich, Conny Fröhlich, Sebastian Oehme.

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