Nazis laden am Sonnabend zum “Tag der Identität” ins sächsische Geithain ein und feilen am “identitären Konsens”, um ihre “völkische Identität” zu retten. – Kritik eines Kampfbegriffs und Ausflug zu seiner neuesten Konjunktur.
Identitäre Rechte
Die Geschichte beginnt in den 1960er Jahren mit der Neuen Rechten, oder exakter: der französischen Nouvelle Droite. Der Franzose Alain de Benoist, ein Intellektueller am rechten Rand, hat diese Bewegung entscheidend geprägt und mitgeholfen, sie zu exportieren. Unter Deutschlands Rechten wurden Benoists Thesen in mehreren Schüben rezipiert, und der jüngste Schub hat gerade die hiesige NS-Szene erreicht.
Kurz gefasst geht es darum: Die Benoist-Rechte beschwört moderne Mythen, am liebsten Volk und Nation, um ein “kollektives Bewusstsein” zu erzeugen und im eigenen Sinne zu besetzen. Es geht um die Schaffung von Symbolen mit massenhafter Identifikationskraft, und dem Gelingen kommt zugute, dass etwa Volk und Nation im bürgerlichen Denken sowieso einen festen Platz haben. Wer sich positiv darauf bezieht und damit agitiert, muss nicht befürchten, häufig auf Ablehnung zu stoßen.
Strategisch gesehen steht dahinter der Versuch, nationalistische und völkische Deutungsmuster zu aktivieren und schon im “vorpolitischen” Raum dominant werden zu lassen. Benoist nannte das eine “Kulturrevolution von rechts” – um vor allem den “Individualismus” auszustechen, womit in den einschlägigen Schriften humanistisches, demokratisches und solidarisches Denken und Handeln gemeint ist.
In Frankreich und verstärkt Italien hat dieser Ansatz die Naziszene stark geprägt. Dort gibt es neofaschistische “identitäre Gruppen”, die zuweilen an deutsche “Autonome Nationalisten” erinnern, nur poppiger und pathetischer (z.B. “Zentropa”).
Vorreiter in Deutschland
So weit der Exkurs. Und so weit ist es hierzulande: Der “Block Identität” (BI) ist ein Zusammenschluss “junger Autoren aus verschiedenen Teilen Deutschlands”, die seit März 2011 eine gleichnamige Website betreiben. Damit soll die Identitäts-Strategie als Politikansatz unter deutschen Nazis populär gemacht werden. Ende Juli gab es ein erstes, allerdings sehr überschaubares BI-Treffen im Ruhrgebiet (siehe Bild oben).
Website des “Block Identität”
BI-Mitglieder nahmen außerdem im Mai an einem “Strategieseminar” der NPD-Stiftung “Bildungswerk für Heimat und nationale Identität” im Landkreis Meißen teil – inklusive Stargast Holger Apfel und Übernachtung “in der bekannten ‘Odermannstraße 8’, dem Bürgerbüro der NPD und Jugendzentrum der Leipziger Kameraden.” Resümee des Treffens:
Der Blick ins benachbarte Sachsen-Anhalt ist hier aufschlußreich. Vor noch nicht allzu langer Zeit propagierte der dortige akademische Nachwuchs eine Konzentration auf den ‘vorpolitischen Raum’. In der Praxis sieht das so aus, daß an diesem Wochenende mit den JN-Leuten Matthias Gärtner, Michael Schäfer und Philipp Valenta die [NPD-] Listenplätze zwei bis vier [bei der sachsen-anhaltischen Landtagswahl] abgedeckt wurden.
Das “Bildungswerk” gibt die Zeitschrift “hier & jetzt” (Szeneslang: “hj”) heraus. Das Blatt hat den Ruf eines “Theorieorgans” der Naziszene und nahm seinen Anfang als Magazin des sächsischen NPD-Nachwuchses bei den “Jungen Nationaldemokraten” (JN). Dass man in den vergangenen “hj”-Ausgaben offen mit Ideen der Nouvelle Droite kokettiert hat, wurde von der eigentlichen Zielgruppe als “Verbürgerlichung” fehlverstanden. Zwar handelt es sich publizistisch durchaus um eine Annäherung an die elitäre “neurechte” Szene (“Sezession”, “Blaue Narzisse”, “Institut für Staatspolitik”), die sich gegenüber NS-Kameradschaften für erhaben hält.
Aber hier wie dort nimmt man erklärtermaßen Abstand von Realpolitik. Und Einigkeit besteht in dem Anliegen, “vorpolitisch” – also außerparlamentarisch – aktiv zu werden. In dieser Absicht ist es Aktivisten des “Freien Netzes” mittlerweile gelungen, den JN-Landesverband zu übernehmen und zur Radikalisierung der sächsischen NPD beizutragen. Beim Seminar des “Bildungswerks” konnte man bei Wortmeldungen lernen, dass es dabei um den möglichst unbemerkten Aufbau einer nationalsozialistischen “Ersatzorganisation” geht.
“Deutschlands Empfindungen”
Dafür sind Strategien gefragt, die aus rechten Subkulturen hinausführen. “BI” empfiehlt dafür Benoists Thesen. Was dabei herauskommt, ist trotz des nur halb verstandenen Benoist nicht nur gefährlich, sondern Unsinn: BI wirbt für einen “identitären Konsens” als “grundlegende Basis in der politischen Arbeit”. Diese Arbeit ist das “tägliche Ringen um Deutschland”.
Der Versuch, inhaltliche Uneinigkeit durch den Verweis auf eine gemeinsame Identität zu überspielen, ist allerdings ein rhetorischer Kunstgriff, der zu merkwürdigen Positionen führt. So heißt es bei “BI” weiter:
Wir stehen heute vor der Zerschlagung des Deutschlands, wie wir es kennen, durch eine systematische Auflösung hinsichtlich der biologischen Konsistenz und staatlichen Souveränität. Bestehende Dogmen sollten daher überwunden werden, um sich auf unsere Identität, unsere Kultur, Sprache und unsere Nation zu berufen.
Das ist ein Zirkelschluss, denn die Berufung auf solche Größen heißt eben nichts anderes, als sich mit ihnen zu identifizieren und nur, wo das geschieht, kann man etwa von “Nation” sprechen. Nazis haben mit anderen Worten Angst davor, dass etwas “aufgelöst” wird, was sie selbst immer wieder erfinden, indem sie sich stolz dazu bekennen – hier eben eine “deutschen Identität”. Die wird zugleich in den Status einer unhintergehbaren Größe erhoben, als Ausdruck einer Naturgebebenheit – nämlich eines rassisch gedachten Volkes (“biologische Konsistenz”). Dem solle man sich nun verpflichten, “anstatt die persönlichen Empfindungen denen Deutschlands vorzuziehen”. – “Deutschlands Empfindungen”?
Lyrik statt Klarheit
Solche obskuren Wendungen sind ernst gemeint. “Identität” und alles, worauf sie sich beziehen soll, hält man für eine unveränderliche Angelegenheit, und folglich spricht “BI” von einer “natürlichen Identität”. Auf die kommt Manuel Tripp auch in seinem Aufruf zum Geithainer “Tag der Identität” – wohin auch “BI” mobilisiert – zu sprechen:
Unserer Heimat wohnt eine jahrhundertelang gewachsene Identität inne. Das deutsche Volk formte in den Regionen unseres Vaterlandes Sprache, Handwerk, Tradition und Brauchtum. Durch Abwanderung, Überfremdung und Dekadenz werden diese Errungenschaft heute bedroht. Mit unserer kulturträchtigen Heimat fällt unsere völkische Identität. […] Wir kämpfen für den Erhalt unserer gewachsenen Identität.
Werbung zum “Tag der Identität”
Ähnlich wie beim rechten Modewort “Volkstod” baut die gesamte Argumentation auf biologistischen Metaphern auf. Anders lässt sich gar nicht plausibel machen, wie eine Identität – ein abstrakter Begriff – “wachsen” und in “unserer Heimat wohnen” kann. Eben das ist Unfug: Sprache, Handwerk, Tradition, Brauchtum usw. sind keine feststehenden Dinge, sondern drücken, im Gegenteil, höchst wandelbare und historisch brüchige soziale Verhältnisse aus.
Die “vorpolitische” Argumentation dreht aber die Tatsachen um und entkleidet sie ihrer sozialen Dimension, ohne die es solche Tatsache nicht gäbe: Deswegen wird behauptet, dass das “deutsche Volk” Sprache und Tradition “geformt” habe. Es ist aber umgekehrt so, dass Sprache und Tradition Merkmale sind, die herangezogen werden müssen, um überhaupt Menschen als “Volk” ansprechen zu können. Wieder ein Zirkelschluss: Glaubt man Tripp, hat sich das Volk selbst geformt.
Schaut man in die Geschichte, wurden und werden als “Volk” allerdings die BewohnerInnen eines bestimmten Herrschaftsgebietes zusammengefasst und dafür nachträglich auf einen gemeinsamen Bestand etwa an Tradition und Brauchtum verpflichtet. Mit einem natürlichen “Wachsen” hat das nichts zu tun, sondern mit einem historisch recht blutigen Prozess, um das “Vaterland” als Einheit erst herzustellen.
Zurück ins Mittelalter
Die Ideen, auf die sich die Verfechter der nationalistischen “Vaterlands”-Idee einigen, begründen ihrerseits eine Tradition. Aber die ist in diesem Moment eine zweckmäßige Erfindung und damit austauschbar. Weil das von Tripp und anderen Nationalisten nicht begriffen wird oder nachvollziehbar aufgelöst werden kann, gibt es hier ein beliebiges Nebenher: Einerseits soll eine “natürliche Identität” bewahrt werden, andererseits werden die Bestandteile dieser Identität als bewusste “Errungenschaften” hingestellt.
Es kann aber nicht beides zugleich zutreffen, und das merkt man insbesondere dem “Handwerk” an: Es gibt nicht das Handwerk, sondern viele davon, und welche überhaupt möglich sind – vom Schnitzen eines Speers bis zur Montage von Solaranlagen – hängt von der ökonomischen Entwicklung einer Gesellschaft ab. Sie bestimmt auch, in welcher Form Handswerksarbeiten verrichtet werden und wie HandwerkerInnen sozial organisiert sind. “Das Handwerk” als soziale Gattung ist indes ein Überbleibsel der ständischen Gesellschaft des feudalen Mittelalters, die sich seit der Manufakturperiode zugunsten industrieller Produktion und rationaler Arbeitsteilung zunehmend auflöst.
An dieser Stelle wird die rechte Argumentation völlig ahistorisch: Die Blüte “des Handwerks” fällt in eine Zeit, in der vom “deutschen Vaterland” noch gar nicht die Rede sein konnte. Zwischen beiden gibt es keine Identität – und trotzdem wollen Tripp und Co. zu einem Zustand zurückkehren, in dem die Identität nicht nur von ihnen gedacht werden muss, sondern für das “deutsche Volk” real ist. Das ist ein ausgesprochen romantisierender Reflex gegen die Moderne, was man in der deutschen Rechten schon lange vor Benoist drauf hatte.
Noch wesentlich länger wird über die “Dekadenz” einer jeden Gesellschaft geschimpft, also den Zerfall eines imaginierte Zustands, der in Wirklichkeit ein vorzeitliches Ideal ist. Solche Ideale entsprechen keinem historischen Zustand, sondern sind Konstruktionen. Der Widerspruch kommt bei “BI” und Tripp darin zu seinem Höhepunkt, sich einerseits mit der modernen Erscheinung des Nationalstaats (“Vaterland”) identifizieren zu wollen, andererseits aber alles Moderne (inklusive arbeitsteiliger Produktion) zugunsten von Tradition, Brauchtum und dergleichen verwerfen zu wollen.
Natur statt Gesellschaft
Diesen Widerspruch können Nazis dadurch aushalten, indem sie “Identität” und alles, was sie ihr zuschlagen, konsequent naturalisieren und damit gegen Kritik immunisieren. Wenn Identität per se als natürliche Größe existiert, sie “gelebt” wird oder selbst “lebt”, entzieht sie sich jeder theoretischen Debatte – so eine Identität muss nicht begründet, sondern festgelegt und geglaubt werden (“identitärer Konsens”). Da Identitäten aber wiederum die subjektive Wahrnehmung der sozialen Umwelt mitbestimmen, sind sie sogleich geeignet, praktisch alle Lebensbereiche unter ihrer Perspektive zu interpretieren und zu prägen. Deswegen haben Identitäten nicht nur einen sozialen Ursprung, sondern auch eine explizit politische Bedeutung.
Der rechte Kult um die Identität ist insofern nicht nur ein irrationaler Mythos, sondern der ideologische Ausdruck einer spezifischen Weltanschauung – deswegen spricht Tripp explizit von einer “völkischen Identität”. Es geht Nazis aber nicht darum, zu bestimmen, worin so eine Identität besteht oder warum man unter allen Identitäten ausgerechnet diese wählen sollte. Es geht nur darum, sich überhaupt zu einer solchen Identität zu bekennen.
Das ist nichts anderes als die (übrigens recht moderne) Variante eines Glaubensbekenntnises, dem es auf die Inhalte gar nicht ankommen, sondern die Existenz des Glaubens selbst – in dem Falle der Glaube an eine völkische Ordnung. Damit erreicht das rechte Gerede von Identität eine religiöse Dimension, die bei “BI” mit viel Pathos durchschlägt:
Denn jene Werte und Tugenden sind es, die den Menschen die Probleme und Zustände im eigenen Land bewusst werden lassen, sie sind es die den Menschen berühren, aufwecken und aufmuntern, auch in dunklen Zeiten. Mit der Nation, nahm man uns Menschen das Licht, das immer schien, egal wie dunkel der Tag auch wurde.
Auch hier wird eben nicht diskutiert, mit was eigentlich Identität hergestellt werden soll, sondern dass die “natürliche Identität” aus unhintergehbaren Gründen notwendig ist. Wenn Nazis und andere Rechte sagen, dass sie “identitär” sind, meint das also, sich auf angeblich feststehende Größen zu beziehen – oft sind das Kultur und Religion, Volk, Heimat und Nation, bei Tripp außerdem Handwerk und Brauchtum, und schließlich Blut und Boden als Metaphern einer “völkischen Identität”.
Auch wenn das rechte Identitäts-Konzept vor allem im “vorpolitischen Raum” wirken soll, verweist es auf einen bestimmten Kanon von Werten und Normen, von Idealen über eine “völkische” Ordnung und die Interpretation aktueller gesellschaftlicher Verhältnisse. Daran ist nichts “natürlich”; es handelt sich um soziale Größen. Sie zu natürlichen Erscheinungen zu verklären ist weder folgerichtig, noch eine individuelle Macke, sondern Teil eines politischen Prozesses. Er speist sich bei Nazis aus verkehrten Ansichten, die als als Strategien brauchbar gemacht werden.
Von der “Simme” zum “nationalen Sozialsmus”
Identitäten selbst folgen sozialen Normen, meist den herrschenden und immer solchen, die mit den eigenen Lebensumständen und -ansichten vereinbar sind. Damit sind sie immer auch Verdrängungserscheinungen, denn sie erhellen bestimmte soziale Verhältnisse nicht, sondern machen sich mit ihnen gemein und erklären sich auf einer individuellen Ebene mit ihnen einverstanden.
Ebenso die Norm ist es aber, Identitäten zugunsten anderer Identitäten zurückzustellen, zu revidieren oder aufzugeben. Werden Menschen erwachsen, ziehen sie von zuhause aus und werden sie von ihren Eltern materiell unabhängig, dann verblasst die vorher selbstverständliche familiäre Identität und wird zu einer Identität neben vielen anderen.
So ist es, ganz banal, auch mit jeder Wahl eines Hobbys. Manuel Tripp beispielsweise war bis 2008 im “Simson Team Geithain” aktiv und heizte mit Freunden auf der “Simme” durchs Dorf. Das entsprach seiner Identität als Dorfjugendlichem. Als er vor etwa drei Jahren aus dieser Rolle herauswuchs, ersetzte er sie mit der für ihn neuen Identität eines Kleinstadtnazis und befasst sich seitdem mit “nationalem Sozialismus”.
Wenn der heute 22 Jahre alte Tripp Einsicht in die “richtige”, “natürliche” Identität gewonnen haben will und sie zum populären Aushängeschild seiner politischen Ziele macht, schützt er tiefe Einsicht in eine Naturnotwendigkeit vor, wo eigentlich seine persönliche Entscheidung zugrunde liegt – die Entscheidung, nationalsozialistische Positionen zu übernehmen. Wer an eine unumgängliche Identität glaubt, spart sich das selbstkritische Nachdenken darüber.
Ein moderner Propagandabegriff
Tucholsky hatte dazu einen satirischen Rat: Was du auch tust, such dir “gleichzeitig eine Philosophie dazu, die dir ‘recht’ gibt”. Wenn Tripps “völkische Identität” wirklich eine natürliche Sache wäre, hätte er gewissermaßen recht dabei, sie übernommen zu haben. Aber Identitäten sind Reflexe auf Zuschreibungen, Rollenerwartungen, eigene wie fremde. So widersprüchlich solche Bilder sein können, so widersprüchlich sind auch die darauf bezogenen Identitäten. Deshalb sind sie auswechselbar und lassen sich ebenso aufbauen, wie man sie wieder auseinandernehmen kann.
Tripp spricht beim Wechsel oder Verlust der Identität billigerweise von “Dekadenz”, obwohl er selbst in diesem Sinne “dekadent” sein muss – sonst wäre er nie von einer Identität zu nächsten gekommen, könnte die jetzige nicht für die Wahrheit halten, geschweige denn sie propagieren.
Ttatsächlich wird die Forderung nach “Identität” an sich von ihm und seinen Kumpanen als Propagandabegriff eingesetzt. Das ist möglich, weil Identität – im alltäglichen Sprachgebrauch – etwas Selbstverständliches bedeutet und man das abstrakte Lob für Volk und Nation einer noch zu großen Zahl von Menschen entlocken kann. Für die soziologische, politikwissenschaftliche oder psychologische Problematisierung des Begriffs sind solche Leute ohnehin nicht zu haben.
Deswegen fällt es leicht, nicht nur spezifische Identitäten, sondern Identität allgemein politisch zu besetzen. Dennoch verweist der Gebrauch in der Naziszene auf ein spezielles politisches Programm, ohne es aussprechen zu müssen oder, wie hier, ganz trocken durchgekaut zu bekommen. Um sich das vorzustellen, denke man an den heute gängigen “Rassismus ohne Rassen”. Dabei wird das Wort “Rasse” vermieden und etwa durch “Kulturkreis” ersetzt, um den offenkundigen Anschein von Rassismus zu vermeiden. Auch das findet sich lang und breit bei Benoist.
Alter Wein in neuen Schläuchen
Ebenso bewusst getarnt sollte der “nationale Widerstand” agieren, meint “Block Identität”. Die Macher geben auch eine offenherzige Handlungsanweisung zur politischen Agitation:
Überfremdung, Sicherheit, Gemeinschaft. Das sind die Themen, durch die wir Zulauf erhalten – eine weltanschauliche Festigung erfahren die Interessenten erst nach Eingliederung in den Widerstand. Dies kann auch weiterhin geschehen – im internen Zyklus. […] Bestehende Dogmen sollten daher überwunden werden, um sich auf unsere Identität, unsere Kultur, Sprache und unsere Nation zu berufen.
Es geht hier um einen Versuch der Umdeutung von Alltagssprache und um die Einbindung von Kurzschlüssen des Alltagsdenkens für neofaschistische Politik. Um diese Funktion zu erfüllen, ist es völlig egal, ob “Identität” strategisch eingesetzt (von Beonoist ganz sicher, von Tripp eher nicht) oder naiv verwendet, also wirklich geglaubt wird. Möglich, dass beides zutrifft. Und ganz sicher ist das: “Identität” meint bei Tripp und Co. wirklich nicht mehr als die Identifikation mit völkischen Grundhaltungen, nationalistischer Ideologie und zentralen NS-Positionen.